Optimierungspotenziale für Ökobilanzwerte von Laborgebäuden

  • Forschung

Abb: ZAE in Würzburg (Petra Hoeglmeier Photography)

Verfasserin Celine Nickl (M.Sc. Energieeffizientes und Nachhaltiges Planen und Bauen)
Betreuung Dipl.-Ing. Patricia Schneider-Marin, Dipl.-Ing. Michael Keltsch
Fertigstellung 30.09.2016

Kurzzusammenfassung

Die gegenwärtig intensiv diskutierten Auswirkungen des Klimawandels und die Verknappung der Ressourcen fordern neue Strategien im Bauwesen. Aktuell werden die größten Potenziale der Effizienzsteigerung in der CO₂- und Energieeinsparung während der Nutzungsphase von Gebäuden gesehen. Bei einer ganzheitlichen Betrachtung wird jedoch deutlich, dass während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes Energie verbraucht und CO₂ emittiert wird: Von der Herstellung bis zum Rückbau entsteht ein erheblicher Anteil an „grauer Energie“, der bislang meist außer Acht gelassen wird.

Durch Zertifizierungssysteme für nachhaltiges Bauen, wie beispielsweise BNB oder DGNB, ist die Lebenszyklusanalyse zu einem obligatorischen Bestandteil zur Bewertung der ökologischen Qualität von Gebäuden geworden. Seit 2013 weist der BNB ein Bewertungssystem für Forschungs- und Laborgebäude vor, welches nun erlaubt auch diese meist hoch technisierten Gebäude zu bewerten und zu zertifizieren.

Im Rahmen der Masterarbeit wird die Anwendbarkeit der Lebenszyklusanalyse auf die Typologie Laborgebäude überprüft. Als Referenzgebäude dient das Bayrische Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) in Würzburg. Die Aufgabenstellung wurde in Kooperation mit LangHuggerRampp Architekten behandelt, die Planungsunterlagen und Verbrauchsdaten zur Verfügung stellten.

Inhaltlichen Schwerpunkt der Masterarbeit stellt die Entwicklung von zwei hypothetischen Bauvarianten für das ZAE in Würzburg und deren anschließende vergleichende Ökobilanzierung dar. Ziel der Arbeit ist es, Optimierungspotenziale in Bezug auf das Treibhausgaspotenzial (Global Warming Potential - GWP) aufzuzeigen und die Bedeutung der grauen Energie bei Laborgebäuden zu analysieren. Die Ökobilanz beschränkt sich in dieser Arbeit ausschließlich auf die Phasen der Herstellung und des Rückbaus, die Phase der Nutzung wird nicht bilanziert, sondern anhand der realen Verbrauchswerte für alle drei Gebäudevarianten gleich angesetzt. Durch diesen Ansatz kann aufgezeigt werden, wie groß und wie relevant der Anteil an grauer Energie der Bausubstanz bei hochtechnisierten Laborgebäuden tatsächlich ist und inwiefern er optimiert werden kann.

Durch die zunehmende Bedeutung von Ökobilanzierungen im Gebäudesektor wird die Baustoffauswahl künftig immer wichtiger werden und damit das Bewusstsein von Bauherren verändern. Gebäude, die gute Ökobilanzen aufweisen, bieten Vorteile in der Vermarktung, die sich in höheren Kaufpreisen und Mieteinnahmen niederschlagen, und im Betrieb von Gebäuden, da sie mit geringeren Kosten für Besitzer und Mieter verbunden sind. Aus diesem Grund nimmt die Akzeptanz von Ökobilanzierungen und die Nachfrage nach Zertifizierungen zu und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit in der Bevölkerung steigt. Der Gebäudesektor ist vermehrt an der Ausschöpfung von Optimierungspotenzialen interessiert und bezieht damit sowohl die Materialwahl, als auch die Betrachtung des gesamten Lebenszykluses von Gebäuden immer mehr mit in die Planungsentscheidungen ein.

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